12 Jahre - Die Geschichte einer Familie in einer Stadt in Deutschland Quelle: Bergmann Verlag

Der Verfasser Hans Bradtmüller (1927-2010) entstammt einer christlich-jüdischen Familie in Minden. Aus der Altersrückschau stellt er in seinen Erinnerungen das Schicksal seiner Familie vor, die als sogenannte privilegierte Mischehe zwar zunächst von Verfolgungen verschont blieb, aber spätestens seit 1944 doch stark gefährdet war und nur mit viel Glück überlebte.

„Wenn auch Bradtmüller die Ereignisse sehr assoziativ zusammenfügt, so besitzen seine Berichte doch einen großen informativen Wert.“ Die Alltagsgeschichte während der NS-Zeit in Minden wird hier anschaulich verdeutlicht. Es mag sein, dass aus der Distanz des Alters manche Ereignisse in einem milden Licht dargestellt werden, die vermutlich in der Realität viel krasser waren. Hier bietet die Dissertation von Joachim Meynert (Was vor der „Endlösung“ geschah, 1988) eingehende Informationen zum Kontext der ‚Lebenserinnerungen’. Aus der jüngeren Forschung ist „Hitlers Volksstaat“ von Götz Aly zu nennen, jenes viel diskutierte Buch über die Plünderungen jüdischen Eigentums. Viele seiner Thesen spiegeln Hans Bradtmüllers Alltagserleben. „Überraschen mag die große Hilfsbereitschaft, die der durch die NS-Verfolgung gefährdeten Familie zuteilwurde – sogar von ausgewiesenen Nationalsozialisten. Hans Bradtmüller berichtet allerdings auch von den für diese Zeit charakteristischen Denunziationen, die zahlreiche jüdische, aber auch nicht–jüdische Zeitgenossen das Leben kosteten.“ Der Jahrhunderte alte Antisemitismus konnte sich hier in aller Gemeinheit austoben. Auch in der Familie des Verfassers tritt er deutlich zu Tage, so dass von dieser Seite für die jüdischen Verwandten kaum Unterstützung zu erwarten war.

Es war Hans Bradtmüller ein großes persönliches Anliegen, seine Erinnerungen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. „Die Publikation ist für die Rekonstruktion des Mindener Alltags und des Umgangs mit der jüdischen Minderheit während der NS-Zeit sehr zu begrüßen.“

(Zitate: Professor Dr. Arno Herzig, Hamburg)

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Der Eintritt ist frei.